Volkswagen: Wie eine Lawine reißt Reputationsverlust den Unternehmenswert in den Abgrund

Werden Kapitalgeber durch Betrug oder Manipulation in ihrem Vertrauen erschüttert, fordern sie eine höhere Rendite. Volkswagen benötigt frisches Geld und muss mit höheren Zinsen rechnen.

Eine hohe Reputation steigert den Unternehmenswert c.p. über zahlreiche Faktoren: Unter Umständen können höhere Preise verlangt werden, ohne Kunden zu verlieren. Das Unternehmen kann sehr gute Mitarbeiter für vergleichsweise günstige Gehälter einstellen. Mit Blick auf die Supply Chain gilt: Die Chancen, Einkaufsvorteile und gewünschte Zahlungsziele durchzusetzen sind weitaus größer als bei niedriger Reputation. Und seitens Politik, Gesellschaft und NGOs erfährt ein angesehenes Unternehmen mehr Respekt.

Für die Kapitalkosten gilt: Unternehmen mit guter Reputation, vor allem durch vorbildliche Corporate Governance, genießen geringere Renditeansprüche ihrer Eigen- und Fremdkapitalgeber. Aus Aktionärssicht sonnenklar: Wird ein Unternehmen erstklassig geführt, dann ist das Risiko von Prozessen, Schadensersatzansprüchen, Boykotten oder Empörungswellen im Internet eher gering und der Aktionär gibt sich als Ausgleich für die Stabilität ganz selbstverständlich mit einer geringeren Kurssteigerungen und Dividenden zufrieden.

Auf der Fremdkapitalseite ist der Mechanismus vergleichbar: Stimmt die Unternehmenskultur und damit die Corporate Governance, dann sind die Ratingagenturen eher bereit, gute Noten zu vergeben, wodurch sich das Unternehmen vergleichsweise günstige Kredite besorgen kann. Niedrigere Kapitalkosten erhöhen die (erwarteten) Cash-flows und damit den Unternehmenswert.

Aber die Wirkungsweise über die Kapitalkosten funktioniert eben auch umgekehrt, wie am Beispiel Volkswagen zu beobachten ist:

Der Abgasbetrug hat das Vertrauen der Stakeholder von VW maßgeblich erschüttert und die Qualität der Unternehmenskultur in Frage gestellt. Mit dem Vertrauen entscheidender Interessengruppen wie Kunden oder Kreditgebern sinkt auch die Reputation eines Unternehmens. Ratingagenturen senken daraufhin gewöhnlich ihre Ratings und provozieren damit höhere Renditeforderungen. Unter anderem die Automobilwoche spekuliert, dass Volkswagen frisches Geld derzeit nur zu deutlichen Aufschlägen besorgen könnte. Einige Analysten schätzen die Zusatzbelastungen auf etwa 1 Mrd. Euro bis 2018. Wenngleich der Konzern solide finanziert ist, so laufen jährlich Kredite aus, die erneuert werden müssen. Hinzu kommt, dass Volkswagen aufgrund der durch die Manipulation verursachten Schwierigkeiten gerade mit Banken über eine Brückenfinanzierung von bis zu 20 Mrd. Euro verhandelt, wie im Manager Magazin nachzulesen ist. Das wird teuer. Und vernichtet sinnlos Unternehmenswert.

Reputation ist der wichtigste Treiber für den Wert einer Firma.

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