(Tom) Tailor-made reputation destruction

Reputationszerstörende Corporate Governance bei Tom Tailor

Während jeder auch nur mittelgradig begabte BWL-Absolvent „Corporate Governance“ mittlerweile im Schlaf buchstabieren und definieren kann, scheint das Unternehmen Tom Tailor hier Nachhilfebedarf zu haben. Das Reputationsrisiko ist im roten Bereich, wenn sich weite Management-Gehaltsbestandteile an der Umsatzentwicklung orientieren und der Aufsichtsrat zu lasch agiert.

Obwohl die Aktionäre bei der Dividende leer ausgehen und auch der Kurs im Index- und Sektorvergleich deutlich schwächelt, durfte sich der CEO des Modekonzerns Tom Tailor, Dieter Holzer, für das Jahr 2014 über ein Gehaltspaket von EUR 4,5 Mio freuen. Das ist weit über dem, was die untersten fünf DAX-Vorstände verdient haben. Da absolute Gehaltsdiskussionen meist sinnfrei und insbesondere vulgärpopulistisch geführt werden,  nachfolgend ein paar Größen zur Relativierung:

  • Tom Tailors Nettogewinn betrug im Jahr 2014 EUR 11 Mio.
  • Im Verlauf von 2014 verlor die Tom Tailor Aktie mehr als ein Viertel ihres Werts. Der Vergleichsindex SDAX legte sogar an Wert zu.
  • Holzers Gehalt stieg von EUR 3,8 Mio im Jahr 2013 um fast ein Fünftel auf EUR 4,5 Mio im Jahr 2014 an.

Ja aber, könnte man argumentieren, man sollte bitte doch die einzelnen Komponenten der variablen Managervergütung auch einzeln analysieren – manche seien im Jahresvergleich schließlich zurückgegangen.

Macht nur weiter so. Kein ernsthafter deutscher Aktionär wird Euch in dieser Verfassung jemals wieder anfassen. Zu wichtig sind bei der Auswahl guter Investments Nachhaltigkeit, Umweltschutz und eben auch solide Corporate Governance geworden!

Gier frisst Hirn und Corporate Governance.

Fragen (und Antworten):

Weshalb gibt es bei der Komponente „einjährige variable Vergütung“ plötzlich EUR 500.000 mehr? Nun, weil sich jene Komponente am Umsatz (sic!) und am EBITDA (Ergebnis vor einem Großteil wesentlicher Kosten) orientiert und obendrein glücklicherweise zwei Drittel der Jahresvergütung ausmacht.

Nochmal (es ist einfach zu kurios): Warum steigt das Gehalt des Vorstandes, nur weil jener zahlreiche neue Läden eröffnet und eine eher unrentable Modemarke (Bonita) zukauft?

Weshalb greift der Aufsichtsrat nicht ein? Unklar. Immerhin umfasst der AR sechs Mitglieder. Drei der Posten sind vom neuen Großaktionär Fosun, einem Finanzinvestor aus Shanghai, besetzt. Das mag hilfreich sein, wenn man bedenkt, dass Fosun gemeinsam mit dem Tom Tailor Topmanagement über ein gemeinsames Finanzvehikel verflochten ist. Ach ja, einer der übrigen Aufsichtsräte veranstaltet Poloturniere und erhält dabei Sponsorengelder von Tom Tailor.

Wirkliche Kontrolle durch den Aufsichtsrat sieht anders aus. Sicherlich haben die Bezüge sowie die Abstimmungen in den Gremien ihre formaljuristische Richtigkeit. Doch um beim Polo zu bleiben: Was bleibt, ist der Stallgeruch von Bereicherung, Ungleichbehandlung der Aktionäre sowie mangelhafter Aufsicht.

Das Reputationsrisiko von Tom Tailor ist bereits im roten Bereich.

Reputations-Foto: Bigstock

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