Hochfrequenzhandel – Liquiditätsturbo oder HighTech-Betrug?

„Morgen Stanley wanted to be able to trade for itself in a way it could not trade for its customers; it just didn’t want to seem as if it wanted to.“

Kindergartenferien sind Gift für die Produktivität. Dennoch konnte ich heute über Michael Lewis‘ Blockbuster Flashboys – Cracking the Money Code in die Anfänge des Hochfrequenzhandels einsteigen. Auf den ersten Seiten beschreibt Lewis, der einigen bestimmt aus Liar’s Poker bekannt ist, wie der Händler Dan Spivey auf die Idee kommt, Glasfaserkabel auf direktem Wege zwischen der Chicago Mercantile Exchange und dem NASDAQ Datencenter in New Jersey legen zu lassen. Und direkter Weg heißt hier wirklich direkt: Nicht einmal der Umweg um einen Parkplatz war akzeptabel, denn der hätte ein paar Nanosekunden gekostet: Statt der 16 oder 17 Millisekunden, die das Datenkabel von AT&T oder der knapp 15 Millisekunden, die jenes von – der als ahnungslos ob ihres strategischen Vorteils beschriebenen Telefonfirma – Verizon brauchte, um eine Order über die besagte Strecke von 827 Meilen zu schicken, wollte er die Geschwindigkeit auf 13 Millisekunden drücken.

Schafft Hochfrequenzhandel nun die hochwillkommene Liquidität oder fördert er Insiderhandel? Die Frage ist deshalb mehr als relevant, weil der Marktanteil von HFT (high-frequency trading) in den USA mittlerweile bei rund 70% liegt. Die aufgeregten Männer mit den bunten Jacken und roten Gesichtern, die auf dem Parket brüllen und fuchteln, sind heute nichts weiter als die Wählscheibentelefone der modernen Kommunikation. Die Antwort ist wohl: Beides. Und es kommt dabei insbesondere auf die konkrete Handelsstrategie an. Ein Thema, das ich in nächster Zeit unter Ethik- und Reputationsgesichtspunkten näher unter die Lupe nehmen werde.

Zweierlei ist jetzt schon klar:

  • Flashboys ist die perfekte Urlaubslektüre – spannend wie ein Krimi, dabei aber aktuell, relevant und keineswegs stumpf.
  • Eine Bank, die die Hochfrequenzleitungen für ihren Eigenhandel nutzt, für ihre Kunden hingegen auf Basis herkömmlicher Technologie handelt, geht mit ihrer Reputation sehr .. sagen wir mal … leger um.

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