Heute ist wieder Hinrichtung! Ph*rmakonzerne bitte hinten anstellen, es sind genug Organe für alle da.

Oder: The Making of „Ethik Speaker Nicole Schillinger öffnet ihr Notizbuch“ Teil I

 

Nach zahlreichen Nachfragen zu den Schlagzeilen im Video auf meiner Landing Page heute für Sie der Hintergrund einer der Headlines:

PHARMAKONZERN FORSCHT AN ORGANEN VON HINRICHTUNGSOPFERN

Chinesischer Transplantationsmarkt lukrativ – Herkunft der Organe nicht überprüft.

Ist es nicht großartig, dass die Bevölkerung von Schwellenländern wie China, Indien oder Indonesien globalisierungsbedingt drastisch ansteigt? Einer der Gründe hierfür – neben dem sozialen Entwicklungsstand (Zugang zu Nahrung, Hygiene) – ist das medizinische Niveau. Abendländische Pharmafirmen haben längst die neuen Märkte für sich entdeckt  und diese mit ihren Medikamenten erobert. Unabhängig von der umstrittenen Frage, wieviel ein lebensrettendes Medikament kosten darf, muss anerkannt werden, dass dies zunächst eine sehr gute Entwicklung ist. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail.

Zahl der Hinrichtungen = f(Nachfrage nach Spenderorganen)

Seit Ende der 80er Jahre verkaufen westliche Pharmafirmen wie Roche oder Novartis ihre Medikamente, die die Abstoßung transplantierter Organe verhindern sollen, nach China. Seit 2005 produziert Roche sein Medikament Cellcept sogar im Reich der Mitte. Und da in China nur Medikamente auf den Markt gebracht werden dürfen, die auch in China getestet worden sind, muss Roche Cellcept an chinesischen Empfängern von Spenderorganen testen. Nur – woher kommen die Organe? Die Bereitschaft zur Organspende ist in China weit geringer als hierzulande, nämlich nahe null. Wer die Amnesty-Statistiken kennt, darf davon ausgehen, dass fast alle getesteten Lebern und Nieren den Hinrichtungsopfern chinesischer Gefängnisse entnommen werden. Sogar der chinesische Gesundheitsminister bestätigte vor einigen Jahren, dass etwa 90% der transplantierten Organe von ermordeten Gefangenen stammen.

Kassenschlager ‚Organzucht in vivo‘ – nicht nur in „Die Matrix“ an der Kinokasse

Roche ist hier mit unfassbarer Ignoranz vorgegangen und hat sinngemäß verlauten lassen „Wir haben die nationalen Gesetze geachtet und können nicht die Herkunft eines jeden Organs überprüfen“. Das ist umso schwerwiegender als die „Guiding Principles on Human Cell, Tissue and Organ Transplantation“ der WHO die genaue Prüfung und Verfolgbarkeit bei der Ausführung von Transplantationen vorschreibt.

Schlecht versus schlecht

Der Fall Cellcept ist ein hervorragendes Beispiel für den Konflikt „schlecht versus schlecht“, dem sich Corporates von Zeit zu Zeit ausgesetzt sehen: Gut versus schlecht ist einfach zu lösen, beispielsweise „Fälschen wir die Bilanz oder nicht?“ Aber wie trifft man eine Entscheidung zwischen zwei verheerenden Entwicklungen?

Fragen:

Sollte sich Roche entscheiden, den chinesischen Markt nicht zu beliefern und damit den Tod etlicher Empfänger transplantierter Organe in Kauf zu nehmen?

Oder ist es Roche tatsächlich nicht zuzumuten, die Herkunft jedes einzelnen Organs zu überprüfen?  Immerhin operieren westliche Unternehmen sämtlicher Branchen ebenfalls im Reich der Mitte im Rahmen lokaler Gesetzgebung, werden dabei jedoch nicht den Schmährufen westlicher Kritiker ausgesetzt.

Ist es zulässig, dass Roche indirekt von den Opfern eines Willkürregimes profitiert?

Bitte teilen Sie mir Ihre Meinung mit. Ich freue mich auf Ihre Zuschriften und eine rege Diskussion!

Comments

  • Katja Elle

    also diese Länder müssen noch einiges verbessern, das steht mal fest.
    aber verstehe ich das richtig? manche Leute bekommen Organe von Hinrichtungsopfern gespendet?

    da ich mich auf http://www.meinetransplantation.at/ viel Informiert habe, weiß ich wie es ca in Europa abläuft.
    aber das ist ja mal eine krasse Geschichte

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