VITA

 

 

um 1910 Paul Davion, Urgroßvater und Deserteur der französischen Armee, frönte am Münchner Rotkreuzplatz seiner Leidenschaft: Es wurde überliefert, dass er dort, auf einer Obstkiste stehend, ausschweifende Reden zur politischen Lage der Nation hielt. Es wurde nicht überliefert, ob auch jemand anhielt um zuzuhören.

1974 Als Nicole Francine Davion in München geboren, kurz bevor die deutsche Nationalmannschaft daheim die Fußball-Weltmeisterschaft gewann.

1986 Aufnahmen für Radiowerbung und Hörspiele bei Radio Gong 96,3, einem Münchener Lokalsender

ab 1988 Diverse Nebenjobs bei der Bavaria Filmstadt Geiselgasteig. Leider noch keine großen Bühnen der Welt, sondern vielmehr Parkgebühr kassieren, Mülleimer leeren und die Rennschnecke der Unendlichen Geschichte fernsteuern.
1993 Abitur. Trotz der ausgeprägten Leidenschaft für Bücher, gepaart mit eher überschaubaren Leistungen in Leichtathletik, Siegerin der Damen im Verweise kassieren.
1996 BWL-Studium in München. Was aus reinem Opportunismus begann („langweilig, aber will mir spannendes Essen und aufregende Reisen leisten können“), führte überraschenderweise zu einer Leidenschaft für Unternehmensbewertung und Optionspreistheorie.
1996 Diplomarbeit: „Kritische Würdigung von Erfolgsbeteiligungssystemen für Manager“. Damals gab es die öffentliche Diskussion um Gierbanker und Managergehälter im zweistelligen Millionenbereich noch nicht. Untersuchung statistischer Modelle sowie die konkreten Entlohnungssysteme etlicher DAX-Unternehmen. Fazit: „Bei der Emission von Wandelschuldverschreibungen an ihre 170 ranghöchsten Manager hat die XYZ (Name hier geändert) AG sowohl die Kapitalverwässerungseffekte aus dem Bezugsrechtsausschluß ignoriert als auch auf eine Sperrfrist verzichtet. Das entscheidende Versäumnis ist jedoch, daß die Umtauschrechte keinen Teil des bisherigen Fixgehalts ersetzen. Durch Optionsprogramme, die nur der zusätzlichen Bereicherung des Managements dienen, wird das gerne propagierte Shareholder Value-Konzept ad absurdum geführt.“ Heute selbstverständlich, aber das waren die Neunziger!
1998 Erster richtiger Job: Finanzanalyst im Aktienresearch der Deutschen Bank Frankfurt. Als Versorgeranalyst durfte Nicole Schillinger in AKW-Abklingbecken blicken und eine Menge über deregulierte Strommärkte erfahren. Als Maschinenbauanalyst durfte sie Kolbenfabriken in Brasilien, Zuliefererwerke in den USA und Verpackungsmaschinenbauer in ganz Deutschland besuchen. Highlight: Leopard 2-Testfahrt in der Lüneburger Heide, inklusive Haubitzenschießen.
2001-2009 Aktiensales bei Dresdner Kleinwort, der Investmentbank der Dresdner Bank. Nachts im Büro sitzen und Analysen schreiben ist ausgesprochen zeitintensiv. Diese morgens einfach im Postfach finden und die Erkenntnisse vor Börseneröffnung an Portfoliomanager weitergeben ist weitaus effizienter! Spannende Zeit mit vielen Börsengängen, vor allem im Nachhaltigkeitsbereich, und der Entflechtung von Corporate Germany. Etliche der IPO-Kandidaten gibt es längst nicht mehr: Liquiditätsengpässe, Bilanzbetrug und andere Skandale, erodierende Geschäftsmodelle oder vernichtender Wettbewerb aus Asien brachen ihnen das Genick.
2006-2008 TRIUM EMBA. Gemäß Financial Times weltbestes Executive MBA Programm. Vorlesungen finden in London, Paris, New York, Mumbai und Shanghai statt. Bei Prof. Larry Zicklin, Gründungspartner von Neuberger Berman, das später an Lehman Brothers und nach der Pleite wieder zurück an die Mitarbeiter ging, taucht Nicole Schillinger zum ersten Mal in Business Ethics ein. Die spannenden, ambivalenten und nie zweifelsfrei zu entscheidenden Fallstudien ziehen sie sofort in ihren Bann. Sie erkennt, dass eine rein formaljuristische Beurteilung von Problemen nicht automatisch zur optimalen Lösung führt. Sie erfährt außerdem, dass die Zusammenarbeit in globalen Teams aus Toleranz und Kompromissen besteht: Es bringt nichts, auf deutsche Pünktlichkeit oder Genauigkeit zu pochen. Nur mit dem richtigen Team Spirit lassen sich brauchbare und kompetitive Ergebnisse erzielen. Highlight: Von Mumbai aus setzt sich Nicole Schillinger allein in eine indische Billigairline und fliegt nach Neu Delhi. Von dort aus reist sie per Bus weiter zum Taj Mahal.
2009-2010 Die Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank beschert ihr ohne eigenes Zutun einen neuen Arbeitgeber. Sie wird Zeuge, wie durch mangelhafte Kommunikation, schleppende Integration sowie absurde Machtkämpfe und Schuldzuweisungen Humankapital, Motivation, Vertrauen, bewährte Abläufe und Systeme verloren gehen. Was für eine unglaubliche Vernichtung von Unternehmenswerten! Sie landet zum Glück im spannendsten Team und besucht Stahlwerke, Solarzellenhersteller und darf 40-Tonner testfahren.
2010-2015 Aktiensales bei Barclays Capital, zuletzt in Elternzeit. Ein Quantensprung in Richtung Professionalität, Dynamik, Vertrauen, Umgang. Regelmäßige Ethik-Trainings als Konsequenz aus der Finanzkrise und ihrer Auswüchse. Leider klappt die Umsetzung in anderen Bereichen noch nicht so gut – auch Barclays wird der Zins- und Goldpreismanipulation überführt.
2013-2014 Ausbildung zum Professional Speaker GSA (SHB). Was Nicole Schillinger zunächst für einen netten Rhetorikkurs gehalten hat, um das Gehirn während der Babypause auf Touren zu bringen, entpuppte sich als Kaderschmiede fürs Sprechergeschäft. Stärkste und schmerzhafteste Erkenntnis: Der Erfolg resultiert zu 80% aus Marketing und nur zu 20% aus dem Inhalt.
seit 2013 Vortragsrednerin zum Thema Unternehmensethik
seit 2015 Hochschuldozentin für Business Ethics an der International School of Management und Ehrenmitglied des Münchner Finance Forum e.V.
seit 2016 Mitglied im Arbeitskreis Reputationsrisikomanagement der RMA e.V.