KULTUR

Wirtschaftsethik verfolgt das Ziel, moralische Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Handeln zu entwickeln, sowohl für die übergeordnete Organisation des Wirtschaftssystems als auch bei individuellen unternehmerischen Entscheidungen („Unternehmensethik“). Dabei muss sich wirtschaftliches Handeln keinesfalls der Ethik unterwerfen – angesichts des Fehlens von Sanktionsmöglichkeiten ohnehin undenkbar; sondern vielmehr sollen sich bestimmte Werte via Zusammenspiel von Wirtschaft und Ethik durchsetzen.

Während sich Wirtschaftsethik in Deutschland bis vor kurzem weitgehend im philosophisch-theoretischen Bereich abgespielt hat, ist „Business Ethics“ im angelsächsischen Raum schon seit geraumer Zeit nicht mehr aus Wirtschaftstheorie und –praxis wegzudenken. Insbesondere in den USA sind Kurse in Unternehmensethik fester Bestandteil der bislang als reine Manager- und Finanzkaderschmieden berühmt-berüchtigten MBA-Universitäten. In vielen Programmen sind Ethikkurse sogar verpflichtend vorgeschrieben, wodurch sich eine völlig neue Generation an nachhaltig denkenden Managern entsteht. Noch Mitte der 90er Jahre gab es so gut wie kein Angebot an Unternehmensethik. Die wenigen Versprengten, die ein ethiklastiges Nebenfach belegten, waren nicht die, die nennenswerte Karrieren in der freien Wirtschaft oder ein überdurchschnittliches Einkommen anpeilten. In den vergangenen 20 Jahren hat jedoch ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Heute ist Ethik in zahlreichen deutschen Bachelor-Studiengängen im Bereich Wirtschaft verpflichtend vorgeschrieben und angesichts der Bedeutung von Corporate SocialResponsibility (CSR, etwa: unternehmerische soziale Verantwortung) in DAX- und MDAX-Konzernen alles andere als eine Karrierebremse.