FAQ

Q: Es ist primär Aufgabe des Staates, die notwendigen Rahmenbedingungen für unternehmerisches Wirtschaften festzulegen. Weshalb sollte ein Unternehmen Kosten für Ethikbemühungen auf sich nehmen?

A: Natürlich verursacht nachhaltiges, verantwortungsvolles und ethisches Wirtschaften kurzfristig gesehen Mehrkosten. Doch durch eine Reihe von Rückkopplungseffekten von Umwelt und Gesellschaft überwiegt mittelfristig der Nutzen bei weitem die entstandenen Kosten.


Q: Genügt es nicht, wenn sich die Personalabteilung mit Business Ethics befasst?

A: Ganz klares NEIN. Unternehmensethik ist kein nice-to-have, sondern muss über die gesamte Wertschöpfungskette Bestandteil der langfristigen Geschäftsstrategie sein.

Q: Gerade in der Finanzindustrie ist die Durchdringung mit Unternehmenskodizes überdurchschnittlich hoch, etwa bei 90%. Weshalb reißen die skandalbehafteten Nachrichten in Bezug auf diese Branche dennoch nicht ab?

A: Oft werden die Ethikstandards nur von einer kleinen Gruppe Mitarbeiter bzw. von externen Beratern erarbeitet. Dies birgt das Risiko, dass sich die Mehrheit der Angestellten nicht damit identifizieren kann. Außerdem lässt sich häufig beobachten, dass operatives Geschäft und Kodex eine Art Parallelexistenz führen, die Mitarbeiter also mit dem theoretischen Konstrukt „Code of Conduct“ in ihrem Tagesgeschäft nicht in Berührung kommen. Impulsvorträge bei firmeninternen Veranstaltungen könnten hier Abhilfe schaffen.

Q: Was sind die größten Hürden bei der Implementierung ethischer Standards im Unternehmen?

A: Es gibt im Wesentlichen fünf Hürden: 1. Das haben wir schon immer so gemacht. 2. Wenn wir das nicht machen, macht es ein anderer. 3. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Welt zu retten. 4. Was geht uns das an? 5. Alle machen das so.

Q: Ist Unternehmensethik nicht eine Erfindung wirtschaftsfeindlicher Gutmenschen, die selbst noch nie Leistungsdruck erfahren mussten?

A: Ganz und gar nicht. Unternehmensethik hat sich zu einer Grundlage klugen Wirtschaftens entwickelt, die durch Globalisierung und soziale Medien sowie durch erhebliche Verschiebungen in den Ansprüchen von Arbeitnehmern (Stichwort: Generation Y) hervorgerufen wurde.

Q: Ist die Implementierung von Unternehmensethik nicht ein Widerspruch zum Shareholder-Value Prinzip? Danach soll ja so gewirtschaftet werden, dass der Marktwert des Eigenkapitals, also der Wert für die Eigentümer des Unternehmens, maximiert wird?

A: Das war zumindest viele Jahre lang die Mehrheitsmeinung. Einer Umfrage zufolge sind 80% der europäischen Topmanager der Ansicht, dass Reputation der wichtigste Vermögenswert überhaupt ist. Kluges Management des Reputationsrisikos und die ethischen Standards eines Unternehmens sind untrennbar miteinander verbunden.

Q: Was antwortet man einem Unternehmer, der Unternehmensethik für neumodischen Befindlichkeitsfirlefanz hält?

A: Man könnte ihn fragen, wie wichtig ihm die Reputation seines Unternehmens ist. Man könnte ihn weiter nach vorstellbaren Folgen von Reputationsverlust fragen. Ferner könnte man ihn fragen, ob er schon von „Social Media“ gehört hat. Durch sie kann sich eine kleine moralische Verfehlung binnen Minuten zu einem Reputationssupergau entwickeln mit allen Konsequenzen für Marken- und Unternehmenswert.