FIFA – Setzen, Sechs!

FIFA: Eigene Gesetze – null Transparenz – Rote Ethikkarte!

Intransparent, korrupt, journalistenfeindlich – das sind nur einige Attribute, mit welchen die FIFA in der westlichen Welt assoziiert wird. Journalisten der ARD haben mit „Der verkaufte Fußball“ jüngst eine spannende Dokumentation abgeliefert, nachdem sie monatelang in Sepp Blatters Umfeld recherchiert haben. Der Reportage zufolge wurden die WMs in Russland 2018 und in Katar 2022 mittels beachtlicher Schmiergeldzahlungen vergeben. Insbesondere im Zusammenhang mit der Vergabe nach Katar werden drei Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees aus Kamerun, Elfenbeinküste und Nigeria genannt, die 1,5 Mio USD erhalten haben sollen (ab Minute 15:28).

Phänomen Blatter

Von seinen Anhängern als Visionär und Friedensbotschafter gelobt, von seinen Kritikern und erbitterten Gegnern als wortbrüchiger Anführer eines bestechlichen Vereins bezeichnet: Sepp Blatter. Trotz seiner Ankündigung, kein viertes Mal zu kandidieren, wird der 79jährige am 29. Mai wohl wieder zum Präsidenten der FIFA gewählt werden. Damit dürfte er in drei Jahren sein 20jähriges Dienstjubiläum feiern.

Kein Foto, sondern rote Karte

Highlight der Reportage ist eine Szene, in welcher dem FIFA-Chef auf einer Pressekonferenz kritische Fragen gestellt werden. Auf den Reformprozess der FIFA angesprochen, der mit den Korruptionsvorwürfen sowie der Weiterbeschäftigung eines der korrumpierten Funktionäre wohl kaum im Einklang steht, verweigert Blatter eine sinnvolle Antwort. Wenig später werden die Journalisten von Gefolgsleuten des kamerunischen Funktionärs beschimpft, bedrängt und hinausgeworfen.

Was geht uns die Sklaverei im reichsten Land der Erde an?

Exekutivkomitee-Mitglied Theo Zwanziger zum Thema Vergabe nach Katar: „Wenn Sie im Fußball-Exekutivkomitee der FIFA über die Frage Menschenrechte in Katar gesprochen haben, schweigen die meisten. Und die wenigen, die sich zu Wort melden, meinen, das geht uns nichts an.“ (ab Minute 8)

Fragen, die man im Zusammenhang mit der FIFA stellen muss:

  • Weshalb darf ein global wirtschaftender Konzern als gemeinnützige Stiftung Gewinne steuerfrei einstreichen, muss sich aber nicht an den Kosten der Gastländer beteiligen?
  • Weshalb müssen Corporates vergleichbarer Größe in umfangreichen Berichten ihren Finanzstatus (Gewinne, Managervergütung) sowie globalen Footprint (Menschenrechte!) dokumentieren, wohingegen die FIFA in jeglicher Hinsicht eine Black Box bleibt?
  • Können Fußball und Weltpolitik wirklich komplett isoliert betrachtet werden? Analog: Formel 1 und Bahrain.
  • Weshalb hat jener Staat, der die schlechteste Bewerbung abgegeben hat, den Zuschlag für 2022 bekommen?
  • Warum müssen sich multinationale Konzerne um ihr Image scheren, nicht aber die FIFA?

Es lebe die Bigotterie: 18. Dezember beim Finale sitzen und eine Woche später mit voller Wampe „derer gedenken, die nicht so gesegnet sind wie wir“?

Liebe Konzerne, die Ihr Euch hoher unternehmerischer Verantwortung, ausgeprägter Transparenz und umfangreicher Unternehmenskodizes rühmt: Verzichtet darauf, Eure Geschäftspartner und jene, die es werden sollen, bereits jetzt nach Katar einzuladen! Leere Ränge sind dort zwar nicht zu erwarten. Aber wenn die gewohnten Gäste aus Politik und Wirtschaft den WM-Stadien fern bleiben, dann bleibt das nicht folgenlos. Lasst Euch nicht von den zu erwartenden Imagekampagnen einlullen, die mit dem Heimtransport des letzten Bauarbeitersargs beginnen dürften. Nur wenn sich bis 2022 nachhaltig etwas in Katar ändert, dann kann man diese Strategie überdenken.

Link: FIFA-Reportage der ARD

Link: Interview mit den Machern der Dokumentation

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